Eine Woche wurde aus meiner Reise ein Urlaub. Urlaub auf der Reise fühlt sich besser an als Urlaub einfach nur so. Und besser als Reise einfach nur so. Bei sommerlichen 30 Grad in Porto war meine Lebenspartnerin Esther bei mir. Wir fuhren ins Dourotal, um zu sehen woher der Portwein kommt, nach Aveiro, um in den Dünen einzuschlafen. Auf dem Berg Bom Jesus bei Braga waren wir beim heiligen Abendmahl und berührten die Füße der heiligen Fátima. In Porto selbst ließen wir uns treiben und schlenderten viele Stunden durch Nebenstraßen in der Altstadt, entdeckten kleine Läden und große Ideen.
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In diesen gemeinsamen Tagen wuchs unser Wunsch, eines Tages für immer auf Reisen zu sein, quer durch die Welt. Seit ich aufgebrochen bin, sprechen wir oft über so ein Leben, träumen von der Freiheit zusammen in einer Welt, die größer ist als unsere eigene. Bis dahin liegt allerdings ein weiter Weg vor uns, denn ein Entdeckerleben zu zweit funktioniert nur, wenn man sich gut darauf vorbereitet und die folgenden Dinge beherzigt.
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Eine Voraussetzung ist natürlich Geld. Es wäre naiv, ohne Mittel und finanzielles Konzept zu zweit auf so eine Reise zu gehen. An Geld zu kommen, es dividenden- und gewinnbringend anzulegen, ist recht einfach. Nun, zumindest nicht völlig unmöglich, wenn man sich eingehend damit befasst. Es braucht Willen, Wissen und Zeit. Fehlt einer dieser Faktoren, wird es aber schwierig. Man muss sparen, die Grundlagen des Aktienhandels verstehen lernen und sein Erspartes sich über einen längeren Zeitraum vermehren lassen. Das übliche Gegenargument, zum Sparen bleibt am Monatsende nicht übrig, höre ich oft von denen, die sich saisonal neu einkleiden, niemals Gebrauchtes kaufen oder verkaufen, selbst kochen umständlich finden und top ausgestattete Autos der neusten Baureihe finanzieren, mit denen sie dann oben an die Straße zum Zigarettenholen fahren. Sparen ist eine Entscheidung, die Neuordnung persönlicher Prioritäten, vor allem aber bewusster Verzicht.
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Ebenso wichtig ist ein schlüssiges Beschäftigungskonzept. Nur Bratwurst grillen und immer brauner werden reicht auf Dauer nicht aus. Eine Aufgabe ist existentiell, sie strukturiert unseren Tag und gibt dem Leben einen Sinn. Und wenn sie auch noch produktiv ist, trägt sie unterwegs teilweise oder ganz die laufenden Kosten. Mein Herz schlägt für digitale Nomaden, deren kompletter Arbeitsplatz ein Notebook ist, dass samt ihnen selbst überall auf der Welt stehen kann. Da ist von Bali bis Norderney alles drin, wo es schnelles Wlan gibt. Im mobilen Leben ist es sinnvoll, mehr als nur eine Sache draufzuhaben. Ein Teil der Einkünfte kann so über das Internet erzielt werden, ein anderer aus dem Verkauf unterwegs erbrachter Leistungen, Coachings oder selbst hergestellter Produkte. Heute in Zeiten von Cloud-Shipping und YouTube-Tuturials sind die Optionen eines mobilen Einkommens gut wie nie zuvor, Ausbildungen vom gelernten Handwerk bis Yogalehrer-Zertifikat sind trotzdem sehr vorteilhaft.
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Die letzte Voraussetzung für ein Leben durch die Welt bleibt die Homebase, das Zuhause. Reisen ist unglaublich anstrengend. Man muss sich ständig wieder den geänderten Situationen anpassen, in unbekanntem Terrain zurechtfinden und täglich Unmengen neuer Eindrücke verarbeiten. Manchmal braucht man eine Auszeit, wird krank oder allem beraubt nackt am Strand ausgesetzt. Dann ist es schön, wieder nach hause kommen und einen tiefen Atemzug wohliger Vertrautheit nehmen zu können. Die Homebase ist neben den sozialen und mentalen Aspekten aber auch Plan B. Bevor man sich nicht sicher ist, ob das mobile Leben auf Dauer für beide funktioniert, und das weiß man ja erst nach längerer Zeit, sollte man aus Gründen der Vernunft nicht schon alle Brücken hinter sich sprengen. Laufende Kosten kann man über eine zwischenzeitliche Vermietung tragen, wenn Vermieter und sich kümmernde Freunde das mitmachen.
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Wenn ich früher am Konzept neuer Läden arbeitete, dann war mein erster Schritt immer ein detailliertes Gedankenbild des fertigen Geschäfts. Ich stellte mir vor, wie ich darin stehe, mich dort nach allen Seiten umsehe und langsam durch alle Räume gehe. Dieses Bild des zukünftigen Ladens wurde mir nach mehreren Rundgängen immer vertrauter, am Ende kannte ich sogar den Inhalt aller Schubladen und jeden Handgriff an jeder Arbeitsposition. Die Realisierung des Projekts, Bau und organisatorische Planung, war anschließend nur noch ein Abarbeiten, es gab kaum noch offene Fragen. Wenn man ein neues Leben plant, funktioniert das im Grunde genauso. Freiheit beginnt im Kopf.
Lieber Rolf, und wieder ein Post von Dir – wie schön. Ich folge Dir freudig auf Deinen Entdeckungen quer durch Westeuropa, lese Dich gern, schmunzle viel und empfehle Dich bzw. Dein Geschriebenes weiter. Der Traum vom Reisen, Fotografieren & Schreiben, damit Eindrückliches zu bewahren und zu teilen ist auch mein Wunsch – hoffentlich irgendwann nicht zu schwer realisierbar… Aber wie Du in einem Deiner ersten Texte schreibst: Freiheit oder Sicherheit… schwierig, beides ist wichtig. Die Türen & Fenster gehen immer weiter auf. Bis es soweit ist, lass ich mich mit Freuden von Dir & Deinen Geschichten inspirieren. Für Dich stets einen guten Weg, Antwort auf Deine Fragen und weiterhin wundervolle Erlebnisse & Begegnungen. Herzlich, Franziska
Liebe Franziska,
was du schreibst, bedeutet mir viel, ich danke dir sehr dafür. Feedback ist das Gehalt alternder Blogger, sagen alternde Blogger.
Der Spagat zwischen Sicherheit und Wunschtraum ist etwas, dass uns alle ein Leben lang umtreibt. Zwei Stellschrauben, an denen wir nur vorsichtig drehen sollten. Ich rate dir, lerne so viel wie möglich, bilde dich bestmöglich aus, spare so viel wie machbar und schreibe und fotografiere, wann immer du kannst. Und vor allem lebe jeden Tag bewusst.
Liebe Grüße aus Portugal!
Lieber Rolf! Deine Worte inspirieren mich, selbst mal wieder zu schreiben. Danke fürs Teilhaben lassen an deinen Gedankengängen und Erkentnissen. Ich bin froh, heute auf dein Leben und dich gestoßen zu sein. Gestern Abend hab ich mich geöffnet für die Weisheit, die für mich bereit steht. Und heute finde ich deinen Blog. Das Leben ist schön und einfach und dein Schreibstil gefällt mir sehr.
Liebe Heike, auch wenn ich mit der Weisheit ja nicht soooo viel am Hut habe, freue ich mich natürlich, dass du mich irgendwie damit in Verbindung bringst. Ich suche weiter nach Anhaltspunkten für Weisheit und freue mich, dass du eingestiegen bist.
Lieber Rolf, ich habe dich mit deiner Seite heute auf smarticular entdeckt , und nun deinen Blog gefunden. Deine Gedanken sind lehrreich und warmherzig, aber auch sehr klar. Das mag ich gerne. Und so werde ich dir
auf eurer Reise weiter folgen. Bleibt behütet bei Allem.
Das freut mich, Dorothea. Schön, dass du hier bist!
Hallo Rolf,
ich lese das erste Mal in diesem Blog. Du hast einen schönen und angenehm zu lesenden Schreibstil.
Ich selbst hatte auch Krebs, diesem aber nie den Raum gegeben wie die du – ich habe einfach weitergemacht in meinem alten Leben. Erst jetzt nach der Trennung von meiner Frau haben ich überlegt wie der „Rest“ meines Lebens weitergehen soll. Aufgrund glücklicher Umstände ist es mir Finanziell möglich gewesen einen Nagelneuen T6 California zu erwerben. Mit diesem werden ich jetzt solange ich mobil bin auf Reisen gehen. Deine Berichte machen mir Mut. Ich bin in jungen Jahren schon einmal 6 Monate mit einem T2 unterwegs gewesen – aber jetzt in meinem Alter ist das doch etwas ganz anderes, es fehlt die Naivität.
Vielleicht begegnen wir uns einmal irgendwo in Europa!
Gruß
Gerd
Lieber Gerd, die inzwischen verschwundene Naivität findest du unterwegs hoffentlich schnell wieder. Vielleicht entdeckst du auf der Reise aber auch ein paar ganz neue Seiten an dir, die du früher im Arbeitsalltag nie freilassen konntest. Ich wünsche dir alles Gute und vor allem Neugier und Gesundheit!