Westfalia hat seit den frühen 60ern alle Camper-Bullis für Volkswagen umgebaut und möbliert. Eines Tages aber wurden Fragen aufgeworfen, finanzielle, und die Wege trennten sich. Heute produziert VW im eigenen Haus seinen California. Westfalia ist auch wieder am Markt und baut ebenfalls einen Camper mit Aufstelldach, den Westfalia Club Joker City. Und genau den fahre ich.
Bullis mit Klappdach sind erheblich wendiger sind als die mit festem Hochdach. Da er eingeklappt weniger als 2 m hoch ist, sind sogar Tiefgaragen nutzbar. Unangenehm ist, dass es sich oben im Bett so anhört, als würde man einfach draußen auf dem Dach liegen. Das weiß ich, seit ich an der Nordsee neben einem California schlief, indem man mit Körpergeräuschen recht nachlässig umging. Übrigens aufgepasst, das mit dem Hören funktioniert in beide Richtungen. Es kommt überhaupt nicht gut, wenn du über die Dicke von nebenan herziehst, während die drei Meter weiter lauert.
Beide Modelle, Joker wie Cali, haben einen unverschämt hohen Wiederverkaufswert. Wenn du einen kaufst und ein paar Jahre später wieder verkaufst, und beides mit etwas Geschick, dann bist du lange Zeit fast umsonst gefahren. Volkswagen und Westfalia haben das Glück, dass ihre Camper einen einzigartigen Kultstatus besitzen. Diese Dinger sind seit den großen Bewegungen der 60ern derart positiv behaftet, dass auch die heutigen Neuwagen noch nach blonden Surfer-Miezen oder coolem Peace-Bruder riechen.
Der VW California ist der klassische Weekender, wunderbar als Alltagsfahrzeug nutzbar. Bei offener Heckklappe ist im rückwärtigen Bereich jede Menge Platz für Stapelboxen, Gartenmöbel und Gerössel aller Art. Im mittleren Bereich, per Eingang über die seitliche Schiebetür, sitzt man zu viert und reibt sich aneinander. Der Küchenblock ist sehr flach, Kühlbox mit Deckel nach oben sowie Gaskocher werden folglich im Sitzen bedient. Schlafen kann man oben im Hochbett oder unten auf der zum Bett umgebauten Rücksitzbank. Mancher Cali-Fahrer muss dazu abends einen Teil des Gepäcks von hinten nach vorne umschichten. Eine Toilette gibt es nicht, nachts im Regen herumschleichen ist angesagt oder sich im Zubehörhandel einen speziellen Eimer für diese Zwecke kaufen, das Porta-Potti.
Sein Halbbruder, der Westfalia Club Joker City, ist ein kompaktes Wohnmobil. Gekocht wird im Stehen an der Küchenzeile, die sich durch den offenen Durchgang nach hinten erreichen lässt. Überhaupt gibt es überall Schränke und Schubladen zum Verstauen des Gepäcks, sodass man die Stapelboxen getrost zuhause lassen kann. Wie man sich das wünscht, gibt es heißes Wasser, eine eingebaute Toilette und sogar eine Dusche, mit Duschvorhang. Darüber hinaus finden wir eine komfortable Sitzgruppe für vier. Geschlafen wird normalerweise oben, unten gibt es eine weitere Schlafoption, allerdings nur für eine Person. Die seitlichen Scheiben erinnern an große Wohnmobile, lassen sich nach außen hochklappen und sind mit Verdunkelungs- und Fliegenrollos ausgestattet. Das ist praktisch, wirkt aber optisch etwas altbacken. Das wurde beim Cali mit seinen glatten seitlichen Fenstern erheblich eleganter gelöst. Fragwürdig erscheint die innenliegende Duschwanne, ein gut funktionierender Staubfänger. Im Dschungel von Borneo weiß man eine Dusche im Bulli sicherlich zu schätzen, mir aber hätte die Duschmöglichkeit draußen völlig gereicht.
Welches der beiden nun das bessere Konzept ist, hängt von den persönlichen Anforderungen, Vorlieben und Wünschen des Einzelnen ab. Ist man gerne gut organisiert auf längeren Touren unterwegs und möchte dabei möglichst autark sein, dann ist der Club Joker definitiv das passende Modell. Wer als Alltagsfahrzeug einen Bulli fahren möchte, mit der Option damit auch mal kurze Urlaube machen zu können, wird mit dem California glücklich werden. Da Urlaube meist in wärmeren Jahreszeiten stattfinden, ist der Gepäckzugang über die geöffnete Heckklappe bei trockenem Wetter durchaus praktikabel, und die ganzen währenddessen ins Wageninnere fliegenden Viecher und Mücken stellen ja ohnehin auch nur im Sommer ein größeres Problem dar.
Es gibt heute sehr viele Firmen, die neue oder auch alte Campervans verleihen. Ich möchte euch wirklich empfehlen, dass mal auszuprobieren. Es ist unbeschreiblich, wie beweglich und frei man sich auf einer Reise mit dem Bulli fühlt. Ich bin sicher, ihr werdet es lieben. So wie ich.
Bin über 70, über den T2 ( Sitze raus, Luftmatratze ,kleiner Kocher rein, und los ging es.) Mit 55 an Krebs erkrankt mit damals ungewissen Ausgang, Todo Liste für mein Restleben im Kopf erstellt, Bulli T5 Calfornia Comfort Line ( gebraucht) angeschafft und damit viel gereist . Würde es immer wieder so machen.
Lieber Toni, du bist in meinem kurzen Bulli-Leben der erste 70-jährige mit Bulli. Sehr cool finde ich das. Alles Gute, bleib gesund!
Hallo Rolf,
als (manchmal) alleinreisende Pensionistin im exklusiven T6 California mit allem Schnickschnack, aber ohne Portapotti, dafür integrierter Außendusche passe ich auch in keine Kategorie ;-).
Vorläufiges Reise-Thema: Die Küsten Europas. Wunderbar war die Bretagne, absolute Neueindrücke gab es für mich in Portugal und im Schnelldurchlauf an der Nordküste Spaniens. Meine rot-weiße eierlegende Wollmilchsau bringt mich an abgelegene Orte, in wilde Landschaften, mit Menschen weitab der Zivilisation und frei lebenden Tieren zusammen. Ich kann aber auch in der Einsamkeit hoch auf den Klippen über dem Atlantik den Sternenhimmel beobachten und am nächsten Morgen den Sonnenaufgang in meinem Himmelsbett liegend durch die Dachfenster überlegen, ob ich gleich oder erst später aufstehe.
In diesem Sinne: Allzeit störungsfreie Fahrt im Bulli!
Ich kann dich so verstehen. Wegen der Temperatur und dem leicht anderen Raum-Konzept haben wir uns gegen den VW und für einen Ford Nugget (Auch von Westfalia) entschieden, und den vor 3 Jahren als Hochdach gekauft. Wir haben auf die Parkmöglichkeit in Tiefgaragen gegen mehr Schall- und vor allem Wärmeisolierung getauscht und das nie bereut. Die Standheizung bringt auch bei ordentlichen Minus-Temperaturen den Innenraum auf T-Shirt Temperatur.
Leider können wir den Wagen nur am Wochenende und im Urlaub verwenden. Derzeit ist er in der Werkstatt und obwohl wir derzeit eh nicht wegfahren, fehlt mir allein sein Anblick bei uns auf dem Hof. Fernweh ist groß im Winter!
Hallo Jens,
mit der mangelnden Isolierung im Winter habe ich auch zu tun, das habe ich als Anfänger schlicht falsch eingeschätzt. Über Winter werde ich also anders reisen müssen, mit dem Bulli wird das nichts. Da bist du besser dran…
Viele Grüße!
Hallo Rolf, tolle Webseite! Ich plane auch schon viele Jahre, mir in meinem 50. Lebensjahr (2019) einen T6 zu kaufen, um dann beruflich vom Gas zu gehen. Doch nun bereitet mir die Diesel-Thematik Sorgen: Wie lange werde ich mit dem Bulli noch in Städte fahren dürfen? Sollte ich statt des geplanten Diesels lieber einen Benziner nehmen? Kommen vielleicht in ein paar Jahren Hybridvarianten auf den Markt, so dass der Wiederverkaufswert meines Bullis dann drastisch sinken wird? – Wann hast du deinen Bulli gekauft? Hast du einen Benziner oder einen Diesel? Und hast du dir auch solche Gedanken gemacht?!
Hallo Gunnar,
die Diesel-Problematk hat mich dazu gebracht, einen neuen Bulli mit Adblue-Dieselmotor mit 150 PS zu kaufen. Damit habe ich Euro-6 und darf auch weiterhin in alle Städte rein. Alles andere, also Euro-4 etc., wird sehr wahrscheinlich in der Zukunft schwierig werden. Benziner ist bei langen Fahrten wegen dem Verbrauch unglücklich, denn ein Bulli ist nicht gerade leicht und ein großer Sieger im Windkanal. Es ist alles sehr schwierig gerade, aber ich glaube, im Jahr 2017 ist meine Motorisierung die beste Wahl.
Viele Grüße!
Hallo Rolf,
vielen Dank für die Antwort. So ähnlich wäre meine Wahl zum jetzigen Zeitpunkt auch ausgefallen. Selbst wenn es bereits irgendwelche elektrifizierten Varianten des Bullis geben würde, ist es fraglich, inwieweit man das auf langen Fernreisen im tiefen Ausland wirklich gebrauchen kann. Man benötigt dann ja auch überall Ladestationen. Wenn es dich interessiert, melde ich mich wieder, sobald ich einen Bulli habe, und teile dir dann mit, welches Modell es geworden ist. Das dauert aber bestimmt noch mindestens ein Jahr.
Viele Grüße,
Gunnar.
Hallo Rolf, danke für den Bericht. Rs gibt so wenige Erfahrungsberichte vom CJC mit AD, so dass ich echt froh bin, deine Seite gefunden zu haben. Wir haben seit Ende September dasselbe Fahrzeug und uns damit einen Traum erfüllt. Entscheidendes Kriterium war u.a. die eingebaute Toilette. Ein Traum, wenn man nicht mehr bei jedem Wetter raus muss. Gerade sind wir vom Winterwochenende zurück. Ich kann deinen Kommentar mit der mangelnden Isolierung nur teilen. Das Fahrzeug scheint ja fast gar nicht isoliert zu sein, wenn ich schaue, wo überall kältebrücken waren. Das hat mit schon erstaunt. Es ging prima zu heizen, ist also nicht so, dass wir gefroren haben, aber wo es überall gezogen hat …
Viele Grüße Ursula aus Nürnberg
Hallo,
ich habe eine Frage zur Bettwäsche: Kann man Kissen und Bettdecke oben lassen, wenn das Dach zu ist?
Nein, das geht leider nicht. Klappt auch nicht mit einem Schlafsack, das Sach lässt sich dann nicht zuklappen. Ich stopfe das immer alles in den Kleiderschrank über dem WC.
Hi,
Ich lese seit geraumer Zeit auf der Seite mit. Erstens bin ich selbst Bulli Fahrer. T6 Benziner. Einer der wenigen die VW gebaut hat und im das gleich vorweg zu nehmen, er verbraucht ca 10 Liter auf 100km. Also nicht wirklich viel und ich bin froh, dass ich ihn als Benziner bestellt habe und bereue das keinen Tag. Leider hat VW idiotischerweise die Produktion der Benziner eingestellt. Dieses mimimi.. der Beziner verbraucht so viel halte ich für Quatsch. Wer 60000 für einen Bus hinlegt hat auch Geld für Sprit, oder sollte sich lieber einen Corsa kaufen… Zweitens beschäftige ich mich seit 30 Jahren mit Krebs und habe darüber auch einige Bücher geschrieben. Wenn ich Dir irgendwie weiterhelfen kann, einfach melden. Und bevor hier ein Leser denkt ich will hier Geld für meinen Sprit verdienen, nein, ich meine das von Bulli Fahrer zu Bulli Fahrer kostenlos versteht sich. Also, allzeit gute Fahrt ! LG Jörg
Hallo Rolf,
danke für deine großartige Offenheit und die herrlichen Texte! Ich möchte dir darum für ein noch schöneres Reisen Mut machen, die Campingplätze, von wenigen landschaftlich überzeugenden Ausnahmen abgesehen, zu vergessen. Das Geld ist im Café (!), Pub oder Restaurant reizvoller ausgegeben. Die grandiose Unabhängigkeit des Autos gilt es umzusetzen! Sonst ist es so, als würdest du ein Wildpferd an einen Jägerzaun fesseln 😉 Einfach mal riskieren. Der Mut kommt mit der Erfahrung. Meine Frau und ich haben inzwischen 8 Jahre Erfahrung darin, zuletzt ein halbes Jahr in Kanada und Alaska.
Meine zweite kleine Anmerkung zielt ebenfalls auf diese grandiose Autonomie des Reisens, die VW glaube ich bis heute nicht verstanden hat. Die Geschwisterschar der Bulli-Familie ist viel größer und vielfältiger als die beiden von dir erwähnten Brüder. Es gibt kleinere, sehr kompetente und leidenschaftliche Hersteller, die in weiten Grenzen individuell ausbauen. Sie haben nur Besseres zu tun, als ihre Zeit auf Campingmessen zu vertrödeln. Denn ihre Lieferzeiten betragen ohnehin schon fast ein Jahr. Meine Idee war damals eine Fotoplattform auf dem Dach und ein Kameratresor im Heck, für eine Plattenkamera. Genau das habe ich auch bekommen und zwar in Sparkassenqualität 😉 Der Punkt Aufstelldach wurde vertagt, weil nachrüstbar. Es fehlt uns aber nach wie vor nicht. Trotzdem ist jeder Komfort griffbereit. Inzwischen ist aus der Fotoplattform ein expeditionstauglicher Dachträger für Sprit, Wasser, Werkzeug, Ersatzräder, Faltkajak usw. geworden, der die beiden Solarmodule auf dem Dach ausspart. Trotzdem parken wir, egal ob in London oder Dawson City, stets nur einen eingeschossigen Bus, dem man gar nicht zutraut, dass man darin schlafen kann. Das macht es vielleicht etwas einfacher, ist aber auch nicht unbedingt zwingend.
Wenn du mal wieder im Lande bist, würde ich mich über eine Nachricht freuen!
Viele Grüße aus Minden, herzlich
Klaus
Lieber Klaus, das Wildcampen ist mir nicht mehr fremd, meine anfängliche Angst ist einer gewissen Souveränität gewichen. Ich verbringe auf Reisen nur noch etwa jeden zweiten Tag auf kostenpflichtigen Plätzen, hauptsächlich wegen körperhygienischer Versorgung und Wlan. Meinen Bulli würde ich jetzt nach zwei Jahren exakt wieder so bestellen. Bisher fehlt mir nichts, außer vielleicht eine komfortablere Schlafmöglichkeit unten und bessere Lautsprecher.
Lieber Rolf,
sehr schön! Dein Text über Erlebnisse im Waschraum eines Campingplatzes deutete das ja schon an. Sobald sich die Abläufe im Bus eingespielt haben, sind Verbesserungen nur noch in Details gefragt. Das ist bei uns auch so. Ich denke gerade über einen Mückenschutz im Heck nach. Unter der offenen Heckklappe entsteht morgens unser Bad. Sehr groß, mit Oberlicht und Vorhang rundum. Man kann die Bäume sehen oder auch mal die Sterne.
Einen VW-Bus auszubauen ist eine knifflige Architektur-Aufgabe, über die schon fast 70 Jahre nachgedacht wird. Leider nie von Architekten, deswegen interessiert mich das besonders. Ich habe bei Westfalia im Netz nachgesehen und war erstaunt, dass aktuell offenbar auch wieder die klassische Lösung im Rennen ist. Schrank und Küchenblock in Reihe auf der Fahrerseite, quer dazu die Rückbank, die zum Bett wird. Besonders komfortabel, wenn man nicht Autositze faltet, sondern lediglich die unprofilierte Matratze des Bettes. Weil der Weg ins Heck entfällt, wächst der Stauraum und der Platz um den Tisch direkt an der Schiebetür. Weil der Küchenblock auf Tischhöhe liegt, muss man nicht mehr stehen beim Kochen und spart außerdem wenigstens 5.000 € für sinnvolleres Zubehör: Kajak, Dachträger oder auch ein separates größeres Autodachzelt mit Außenleiter statt Aufstelldach Ich weiß, das ist eine Minderheiten-Meinung, die dem Marketing von VW oder Westfalia schon gar nicht gefällt.
Wichtig ist nur, dass du und ich noch viel Gelegenheit haben, unserer Neugier nachzufahren…
Viel Spaß dabei, herzlich
Klaus