Ich bin glücklich. Das wird mir eben unter der Dusche auf dem Campingplatz in Weymouth/Südengland schlagartig klar. Dieses verdammte Ding spuckt nicht nur Eiswasser, sondern geht auch noch alle 10 Sekunden aus. Und trotzdem bin ich glücklich. Ich bin tatsächlich hier, ich habe mein ganzes Leben auf links gekrempelt.
Dabei war das eigentlich gar nicht nötig. Nach dem Studium war ich freier Fotograf, baute Anfang der 90er eine kleine Pizza-Kette auf und eröffnete 2001 einen der ersten Coffeeshops im Land. Es gab Immobilien, eine Heirat, eine Scheidung, Tauchurlaube, einen Oldtimer, eine wunderbare kleine Familie mit Willi dem Struselhund und alles was man sich so wünscht.
Doch dann bekam ich mit fünfzig eine Krebs-Diagnose, und vielleicht war das gut so. Nein, das war es natürlich nicht. Krebs ist schrecklich. Er tut weh, macht Angst und sorgt dafür, dass wir uns alleine und hilflos fühlen. Die Hälfte aller Menschen, die daran leiden, lebt fünf Jahre später nicht mehr. Dennoch…
Viele, die sich einmal mit ihrem eigenen Tod auseinandersetzen mussten, stellen fest, dass sich die Skala der im Leben selbst gesetzten oder wahrgenommenen Prioritäten plötzlich drastisch verschiebt. Das bestätigten mir in den letzten zwei Jahren nahezu alle Krebs-Kollegen, mit denen ich in Klinik oder Reha sprach. Man sieht vieles gelassener und fängt definitiv an, seine Umwelt und auch sich selbst erheblich bewusster wahrzunehmen. Zeit bekommt einen anderen Stellenwert.
Und eben genau das ist es, weshalb ich der Krankheit neben den mindestens 99 schlechten auch einen guten Aspekt abgewinnen kann. Sie hat mir ermöglicht, etwas zu verstehen, dass die meisten Menschen erst zu spät begreifen: verdammte Scheiße, ich werde sterben. Sicher nicht heute oder nächstes Jahr. Vielleicht nicht in zehn Jahren, aber es wird passieren. Und daher sollte ich nichts, was mir wichtig ist, auf später verschieben, weil es ein später vielleicht nicht mehr gibt.
Jetzt muss ich zwar einmal kalt und mit Unterbrechungen duschen, aber es geht mir gut damit. Ich bin auf einer langen Reise, die ich früher nicht für möglich hielt.
Hallo Rolf.
Wie schön, das Du da bist. Auch ich bin (wie ein anderer Besucher hier) Ex-Bielefelder. Auch ich habe meine Erfahrung mit Krebs gemacht, wenn auch „nur“ eine „im-letzten-Moment-noch-gutgegangen“-Version. Egal. Das macht was in einem. Im Kopf. Prioritäten werden neu verteilt. Und das geht es weiter. Nicht immer besser. Dafür anders. Und manchmal ist das gut so. Das Leben ist echt zu kurz. Auch ich wünsche Dir eine gute Reise- und das wir uns irgendwann doch nochmal begegnen. In Bielefeld oder wo auch immer. Ich sende Dir fröhliche Gedanken.
Stefan/Hamburg
Hi Stefan,
schön mal wieder von dir zu hören und noch schöner, dass du die Krankheit schnell erkennen und hoffentlich gut besiegen konntest. Ein „nur“ bei Krebs sehe ich eigentlich nicht, er ist für jeden eine einschneidend Erfahrung, und auch wenn er weg ist, ist er doch da.
Liebe Grüße nach Hamburch!
Ich bin begeistert von Deiner Seite!
Liebe Grüsse aus Köln
Dankeschön, dass freut mich wirklich sehr!
Hallo Rolf, sehr schöne Seite, danke! Es ist so eine Sache mit der Auszeit, wenn die finanziellen Mittel fehlen wird es schwierig. Aber ein Traum bleibt es dennoch … und die Zeit wird kommen wo es möglich ist. LG Frank
Ich bin ausgerechnet heute gerade einen Text zu diesem Thema angefangen. Natürlich geht nicht gleich alles von jetzt auf gleich. Auf manchen Traum muss man lange hinarbeiten, seine Prioritäten neu definieren und das eine für das andere abspecken. Ich denke, ich kann dir bald den ein oder anderen brauchbaren Tipp liefern.
Hallo Rolf!
Was für eine tolle Seite! Endlich mal ein Camper, der auch auf Campingplätze fährt, weil er Schiss hat und sich was in die Ohren stopfen muss, weil es sonst zu laut ist! Wie sausympathisch!
Außerdem hast du auch einen T6 wie wir und erzählst nicht, dass nur alle bis höchstens T3 cool sind, die das Ding natürlich eigenhändig ausgebaut haben.
Mein Mann und ich wollen sooo gerne nächstes Wochenende nach Holland ans Meer fahren, haben aber Respekt vor der Kälte. Regen und Sturm können wir, haben wir in Wales gelernt 🙂 Wir lieben übrigens unsere Dachmütze, haben sie immer auch für eine Nacht aufgezogen und nie Kratzer verursacht. Es dürfte nur schwierig sein, sie bei Sturm alleine aufzuziehen, aber wenn man nicht einsam steht, kann man ja gar nicht so schnell zwinkern, wie Hilfe herbeieilt. Dein Winterbericht kam also gerade recht und hat auch schon beantwortet, wie es wohl mit dem Wäschetrocknerschlauch funktioniert, der seit einigen Wochen in unserer Garage liegt und auf seine Benutzung wartet.
Und dann noch das Thema Krebs… Mein Vater ist vor 8,5 Jahren daran gestorben. Ein topfitter, sportlicher, lebensfroher Mensch wurde durch diese Mistkrankheit nur 62 Jahre alt. Aber wie du so treffend schreibst, liegt in dieser Krankheit auch die Chance, die Sicht auf die Dinge ordentlich zu „korrigieren“. Mir hat es die Kraft gegeben, meinen ungeliebten Beamtenjob, den ich seit 20 Jahren machte, zu kündigen und mein Hobby zum Beruf zu machen.
Deine Ansichten zur Selbstständigkeit kann ich auch teilen. Mein Mann ist selbstständig in einem Beruf, den er liebt, der ihm aber oft echt viel abfordert. Ihm würde ich ein Jahr im Bus wünschen…!
Herzliche Grüße und alles Gute für dich!!
Anke
PS: Was nimmst du als Lärmschutz? Ich nehme die Bose QuietComfort und schließe einfach keine Musik an. Die haben mich auch gerettet, als ich letzten Dezember zweieinhalb Wochen auf der Intensivstation verbrachte (gerissenes Aneurysma mit mehr als glücklichem Ausgang).